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07. August 2025

Traumatische Ereignisse im Betrieb

Was passiert, wenn ein Erlebnis zum Trauma wird?

Was passiert, wenn ein Erlebnis zum Trauma wird?

Psychische Erkrankungen führen in Deutschland zu immer höheren Ausfall- und längeren Fehlzeiten. Dass der Beruf einen großen Einfluss auf die Psyche hat, ist dabei unbestritten. Belastende Faktoren wie Stress, emotionale Inanspruchnahme oder Konflikte innerhalb des beruflichen Umfelds können ernsthafte Folgen für die mentale Gesundheit mit sich ziehen. Einige Mitarbeiter *innen werden in ihrem Berufsleben neben den typischen Belastungsfaktoren aber auch mit außergewöhnlichen Situationen, sogenannten traumatischen Erlebnissen, konfrontiert. Schwere Unfälle, tätliche Angriffe oder andere seelische Verletzungen können langwierige psychische Erkrankungen hervorrufen, die im schlimmsten Fall zu einer Arbeitsunfähigkeit führen können. Dem gilt es mit Hilfe von individuellen und betrieblichen Maßnahmen vorzubeugen.

Was ist ein traumatisches Ereignis?

Als Trauma wird eine seelische Verletzung bezeichnet, die durch ein außergewöhnlich belastendes Ereignis hervorgerufen wird. Solche Ereignisse können zu einem Verlust der grundlegenden Sicherheitsbedürfnisse führen, sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht. Dies betrifft besonders Situationen, in denen Mitarbeitende mit dem tatsächlichen oder drohenden Tod, schweren Verletzungen oder anderen Gefährdungen der körperlichen und psychischen Unversehrtheit konfrontiert sind – etwa bei Unfällen, gewalttätigen Vorfällen oder Naturkatastrophen.
Traumatische Ereignisse am Arbeitsplatz lösen oft intensive emotionale und körperliche Reaktionen aus. Emotionale Reaktionen wie Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen sind normale, aber belastende Reaktionen auf eine solch extreme Erfahrung. In der unmittelbaren Schockphase nach dem Ereignis können Mitarbeiter *innen das Gefühl haben, emotional desorientiert zu sein. Sie zeigen häufig eine reduzierte Reaktionsfähigkeit und sind möglicherweise nicht in der Lage, ihre Umgebung klar wahrzunehmen oder angemessen zu reagieren.

Folgende körperliche Symptome können durch die Ausschüttung von Stresshormonen ausgelöst werden:

Erhöhter Puls
Schnelle oder flache Atmung
Schweißausbrüche und/oder Zittern
Schwindel und Übelkeit
Innere Unruhe und Schreckhaftigkeit


Diese Symptome klingen bei vielen Betroffenen mit der Zeit wieder ab, können jedoch bei manchen langfristige Auswirkungen auf das körperliche und psychische Wohlbefinden haben. Ob ein Ereignis traumatisierend wirkt, hängt dabei aber auch von den Umständen und der Belastbarkeit sowie den persönlichen Erfahrungen der betroffenen Person ab.
Kann das belastende Ereignis von einer Person nicht ausreichend bewältigt werden, kann dies zu einer Traumafolgestörung und damit zu psychischen Erkrankungen führen.

Beispiele für psychische Erkrankungen aufgrund von traumatischen Ereignissen am Arbeitsplatz sind:

Depressionen
Angststörungen
Suchterkrankungen
Dissoziative Störungen
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

 

Wie kann traumatischen Ereignissen vorgebeugt werden?

Traumatische Ereignisse am Arbeitsplatz können erhebliche Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden haben. Um solchen Vorfällen vorzubeugen und den Beschäftigten einen sicheren Arbeitsrahmen zu bieten, sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in besonderem Maße zur Prävention verpflichtet. Diese Verpflichtung beruht auf der Fürsorgepflicht, die im Arbeitsschutzrecht verankert ist und darauf abzielt, mögliche Gefährdungen zu erkennen und zu minimieren.
Besonders für Beschäftigte in Berufen mit einem hohen Risiko für traumatische Erlebnisse, wie etwa im medizinischen Bereich, bei der Polizei, Feuerwehr oder auf Baustellen, ist es unerlässlich, ein Notfallmanagement als Teil der Gefährdungsbeurteilung (GBU) zu integrieren. Dieses Notfallmanagement sollte systematisch darlegen, wie im Fall eines traumatischen Ereignisses reagiert wird und welche Anlaufstellen für Unterstützung zur Verfügung stehen. Dazu gehören nicht nur Kontakte zu sozialen Ansprechpersonen im Betrieb, sondern auch Informationen zu externen Hilfsangeboten wie Telefonseelsorge, Traumaambulanzen oder psychotherapeutischen Einrichtungen.
Eine zentrale Rolle bei der Prävention spielt die Gefährdungsbeurteilung, die es Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern ermöglicht, die Arbeitsbedingungen systematisch zu bewerten und psychische sowie physische Belastungen zu identifizieren. Seit 2013 ist die Berücksichtigung psychischer Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung gesetzlich vorgeschrieben. Hierbei wird nicht nur auf körperliche Belastungen wie Lärm oder schwere Lasten geachtet, sondern auch auf psychische Stressfaktoren, die das Wohlbefinden der Mitarbeitenden beeinträchtigen können. Zu diesen Faktoren zählen etwa hoher Zeitdruck, mangelhafte Arbeitsorganisation, unzureichende Kommunikation oder fehlender Rückhalt durch Vorgesetzte und Kolleg *innen.

Um eine fundierte Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, müssen Unternehmen verschiedene Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen einsetzen. Hierbei können schriftliche Befragungen, Interviews oder moderierte Workshops mit den Mitarbeitenden hilfreich sein. Die Einbeziehung der Beschäftigten als Expertinnen und Experten für ihre eigene Arbeitssituation fördert nicht nur den Praxisbezug, sondern trägt auch zur Akzeptanz der ergriffenen Maßnahmen bei. Ein solcher partizipativer Ansatz stellt sicher, dass die ermittelten Belastungen realistisch und relevant sind und die daraus abgeleiteten Maßnahmen auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt werden.
Die Gefährdungsbeurteilung sollte regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, insbesondere wenn aus den Ergebnissen der Bewertung Handlungsbedarf hervorgeht. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass nach einem traumatischen Vorfall oder der Feststellung von psychischen Belastungen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen und die Arbeitsumgebung zu verbessern.
Letztlich ist die Prävention von traumatischen Ereignissen am Arbeitsplatz nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine Investition in die langfristige Gesundheit und Motivation der Mitarbeitenden. Eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung und präventive Maßnahmen helfen dabei, das Risiko von Traumatisierungen zu minimieren und eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen, in der die Mitarbeitenden ihre Arbeit sicher und mit einem positiven Gefühl der Unterstützung ausführen können.

 

Wie kann auf traumatische Ereignisse reagiert werden?

Ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen nach traumatischen Erlebnissen am Arbeitsplatz ist der Mangel an sozialer Unterstützung während und nach dem Ereignis. Auch emotionale Reaktionen wie Angst und Hilflosigkeit während des Ereignisses sowie unzureichende Bewältigungsstrategien verstärken das Risiko. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der akuten Phase des Traumas unterstützt werden, um die emotionalen und körperlichen Reaktionen zu stabilisieren und zu verhindern, dass diese sich negativ auf die langfristige Verarbeitung des Erlebten auswirken.
Im Arbeitskontext ist es entscheidend, dass Unternehmen Maßnahmen zur psychologischen Erstbetreuung ergreifen, um die akuten Stressreaktionen zu vermindern und den Betroffenen Orientierung und Sicherheit zu geben. Dies kann durch den Zugang zu psychologischer Unterstützung, Gespräche mit Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen und durch ein aktives, mitfühlendes Umfeld geschehen. Der schnelle Aufbau von sozialer Unterstützung und die Förderung von Bewältigungsstrategien helfen dabei, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen, das für eine gesunde Verarbeitung des Erlebten notwendig ist.
Langfristig wird die Fähigkeit zur Verarbeitung eines traumatischen Ereignisses auch durch die Vorbereitung der Mitarbeitenden und die vorhandenen Ressourcen im Unternehmen beeinflusst. Unternehmen, die Schulungen zur Stressbewältigung oder Krisenintervention anbieten, können den Mitarbeitenden helfen, ihre Resilienz zu stärken und die negativen Folgen von traumatischen Erlebnissen zu minimieren. Werden jedoch langanhaltende Symptome und Beschwerden übersehen oder nicht behandelt, kann dies sowohl für die Betroffenen als auch für das Unternehmen schwerwiegende Konsequenzen haben – von einer verminderten Arbeitsleistung und erhöhtem Absentismus bis hin zu ernsthaften psychischen Erkrankungen.
Die Unterstützung traumatisierter Mitarbeiter *innen und ein erfolgreiches Notfallmanagement sind daher nicht nur aus humaner Sicht wichtig, sondern auch aus betrieblicher Perspektive entscheidend, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu wahren und langfristig die Leistungsfähigkeit und das Betriebsklima zu sichern.

 

Maßnahmen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz

Nach einem traumatischen Erlebnis kann es zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen kommen, die längere Ausfallzeiten mit sich ziehen. Die Wiedereingliederung von Mitarbeitenden nach längerer Arbeitsunfähigkeit erfolgt in der Regel mit Unterstützung durch das Reha-Management der Unfallversicherungsträger oder das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM).
Bei kürzerer oder gar keiner Arbeitsunfähigkeit sollte die Rückkehr an den Arbeitsplatz ebenfalls durch verschiedene Maßnahmen begleitet werden. Dazu zählen unter anderem:

Gespräche mit Führungskraft
Hilfs- und Unterstützungsangebote von Kolleginnen, Kollegen und Führungskräften
Begleitung durch diese während der Wiederaufnahme der Tätigkeit
Beratung durch die Betriebsärztin oder den Betriebsarzt
Eine mögliche Beurteilung der Eignung auf Veranlassung des Unternehmens
Angebot einer anderen Tätigkeit, falls notwendig

Eine erfolgreiche Wiedereingliederung setzt voraus, dass eine Unternehmenskultur herrscht, die durch Wertschätzung geprägt ist. Die Mitarbeitenden selbst tragen zur Integration bei, indem sie sich gegenseitig unterstützen und aufeinander achten. Es geht hierbei darum, den Wiedereingliederungsprozess zu fördern, ohne dass dies in Form von Überwachung oder Bevormundung geschieht.

 

Fazit

Traumatische Ereignisse im beruflichen Kontext können tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit von Mitarbeitenden haben. Eine frühzeitige Prävention, gezielte Unterstützung nach belastenden Erlebnissen sowie ein strukturierter Wiedereingliederungsprozess sind entscheidend, um die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und das Betriebsklima langfristig zu sichern und zu schützen.
Das Werksarztzentrum Deutschland unterstützt Unternehmen dabei mit umfassenden Leistungen in der Grund- und Betriebsspezifischen Betreuung sowohl in der Arbeitsmedizin als auch in der Arbeitssicherheit sowie der Betrieblichen Gesundheitsförderung: Durch Gefährdungsbeurteilungen (GBU), Unterweisungen und Sicherheits- sowie betriebsärztliche Begehungen lassen sich potenzielle Risiken frühzeitig erkennen und minimieren. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) begleitet Mitarbeitende professionell bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz, während die EAPs (Employee Assistance Programmes) vertrauliche und niedrigschwellige psychologische Hilfe bieten – sowohl präventiv als auch im Akutfall. So trägt das Werksarztzentrum Deutschland dazu bei, eine gesunde und sichere Arbeitsumgebung zu schaffen. Bei Fragen beraten wir Sie gern zu unseren Produkten!

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