Junges Team klatscht nach Erfolg die Hände zusammen.
Blog - Betriebliche
Gesundheitsförderung
Aktuelle Beiträge
Eine Frau mit dunkelbraunen Locken und einem orangenen Pullover hält eine Handfläche zum Betrachter und scheint "STOP" zu sagen. Ihr Gesichtsausdruck ist dabei sehr ernst. Der Hintergrund ist einfarbig Lila.
20. November 2025

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Was Arbeitgebende und Arbeitnehmende tun können


Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist kein Randphänomen, sondern eine reale Herausforderung für viele Unternehmen.

Sie betrifft nicht nur das persönliche Wohlbefinden der betroffenen Mitarbeiter *innen, sondern wirkt sich auch auf die gesamte Arbeitsumgebung, Kolleg *innen, die betriebliche Sicherheit und die Gesundheit aus.

Hier zählt vor allem ein präventiver Ansatz, aber auch die Intervention und die Nachsorge, wenn es doch zu einem Vorfall dieser Art kam.

Definition sexueller Belästigung
und der rechtliche Rahmen

Definition von Belästigung (allgemein): Belästigung am Arbeitsplatz beschreibt ein Verhalten, das dazu führt, dass sich eine Person in ihrer Würde, Sicherheit oder Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt fühlt. Belästigung muss nicht immer laut oder aggressiv sein – auch subtile, wiederkehrende Abwertungen oder gezieltes Ignorieren können eine belastende Wirkung entfalten. Entscheidend ist, wie das Verhalten auf die betroffene Person wirkt – nicht, wie es gemeint war.

Definition von sexueller Belästigung: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) legt die Grundlagen der Gleichheit von Personen fest und bietet eine Definition für sexuelleBelästigung. Hier steht zum Beispiel, dass keine Benachteiligung wegen des Geschlechts einer Person erfolgen darf. Als sexuelle Belästigung gilt hier laut § 3 Abs. 4 jede Form unerwünschter sexueller Handlung, die darauf abzielt oder bewirkt, dass die Würde der betroffenen Person verletzt wird. Darunter fallen verbale sexuelle Belästigung, nonverbale und körperliche Handlungen.

 

Was zählt als sexuelle Belästigung?

Es gibt verschiedene Formen sexueller Belästigung:
Sexuelle Anspielungen/anzügliche Bemerkungen (darunter auch aufdringliche Bemerkungen über Kleidungsstil oder das Aussehen generell)
Fragen mit sexuellen Inhalten
Unerwünschtes Zeigen, Schicken oder Anbringen pornografischer Darstellungen (so genannte Dickpics)
Aufdringliches Starren und Hinterherpfeifen
Unerwünschte Kontaktaufnahme über Nachrichten, Mail, Social Media
Entblößen (z. B. den Penis, die Vagina oder die weiblichen Brüste)
Aufforderung zu sexuellen Handlungen
(Wiederholte) Missachtung der üblichen körperlichen Distanz
Unangemessene körperliche Berührungen (auch, wenn diese rein zufällig erscheinen)
Zwingen, eine sexuelle Handlung zu dulden, zu erwiedern oder durchzuführen
Körperliche Gewalt
Vergewaltigung

In den meisten Fällen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sind Frauen betroffen. Das AGG bezieht sich jedoch auf alle Geschlechter und schützt diese vor Missbrauch.
Arbeitgeber *innen sind laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und AGG verpflichtet, Mitarbeiter *innen vor sexueller Belästigung zu schützen. Das schließt die Erstellung geeigneter Schutzkonzepte, die Berücksichtigung in der Gefährdungsbeurteilung (GBU) und Schulungen für Mitarbeitende und Führungskräfte ein.
Auch in solchen Fragen können Expert*innen wie Betriebsärztinnen, Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Psychologen Arbeitgeber *innen Unterstützung und Beratung bieten.

Strafgesetzbuch (StGB) sexuelle Belästigung
Im StGB in Paragraph 184i steht die Strafe bei sexueller Belästigung festgeschrieben: „Wer eine andere Person in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt und dadurch belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn nicht die Tat in anderen Vorschriften dieses Abschnitts mit schwererer Strafe bedroht ist.“ In besonders schweren Fällen kann die Strafe bei sexueller Belästigung auch angepasst werden.

 

Faktencheck

Es gibt Zahlen, die belegen, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz EU-weit ein ernstzunehmendes Problem ist.

9 % der Menschen sind betroffen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
13 % der Frauen wurden schon sexuell am Arbeitsplatz belästigt
5 % der Männer berichten ebenfalls von sexueller Belästigung im beruflichen Umfeld
14 % der belästigten Personen waren unter 30 Jahren
Verbale Belästigung, unerwünschte Blicke und Gesten sowie unangemessene oder intime und sexualisierte Fragen sind die häufigste Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Erst danach kommen unerwünschte Berührungen und körperliche Annäherung in 26 % der Fälle.

 

Wo beginnt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz?

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kann viele Formen annehmen und beginnt oft mit subtilen Handlungen. Die Definition sexueller Belästigung umfasst nicht nur körperliche Übergriffe, sondern auch unangemessene Gesten, Bemerkungen oder Blicke, die als belästigend empfunden werden. Diese Art von sexueller Nötigung bleibt in der Regel häufig unbemerkt oder wird verharmlost, obwohl sie klare Grenzen überschreitet. Das Verständnis der Definition von sexueller Belästigung ist entscheidend, um das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und um angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Es ist wichtig, dass Sie in Ihrem Unternehmen eine Kultur des Respekts und der Aufmerksamkeit fördern, um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern.

Besonders problematisch ist der Fakt, dass verbale oder nonverbale Übergriffe oft als humorvoll oder als harmlose Flirtversuche dargestellt werden. Ein Flirt ist jedoch nur dann akzeptabel, wenn er auf beiderseitigem Interesse und Einvernehmen basiert! Die Definition von Belästigung macht deutlich: Sobald eine Person ihr Unbehagen signalisiert oder ablehnend reagiert und dennoch weiter bedrängt wird, ist eine Grenze überschritten.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz tritt auf, wenn Mitarbeitende unter Druck gesetzt oder beeinflusst werden, indem ihnen bei Ablehnung sexueller Handlungen vor allem berufliche Nachteile angedroht oder im Gegenzug für Entgegenkommen berufliche Vorteile versprochen werden. Sexuelle Belästigung im Arbeitskontext umfasst häufig auch Machtmissbräuche.

Wichtig für Arbeitgeber *innen ist, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Respekt und Sicherheit für alle gewährleistet sind.

 

Sexuelle Belästigung: Folgen und Auswirkungen auf den Arbeitsalltag

Sexuelle Belästigung ist nicht nur psychisch und sozial belastend, sondern kann auch arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.
Wenn jemand sexuell belästigt wird, muss dies ernst genommen werden, unabhängig davon, wie der Übergriff ursprünglich gerechtfertigt wurde. Es ist wichtig, klare Grenzen zu ziehen und respektvoll miteinander umzugehen, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten.
Sexuelle Belästigung hat weitreichende psychische und physische Auswirkungen. Mitarbeiter *innen können zum Beispiel unter folgenden Symptomen leiden:  

Schlafstörungen
Erhöhte Stressbelastung
Essstörungen
Angstsymptomen
Depressionen
Verminderte Konzentration
Erhöhte Fehleranfälligkeit
Soziale Rückzugsmechanismen

Arbeitsmedizinisch betrachtet handelt es sich hierbei um eine relevante psychische Belastung gemäß den Leitlinien zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Unternehmen sind somit verpflichtet, diese im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zu berücksichtigen.

 

Rolle von Führungskräften, Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzt*innen

Führungskräfte sind in der Verantwortung, ein diskriminierungsfreies und respektvolles Arbeitsumfeld zu fördern. Gleichzeitig kommt Fachkräften für Arbeitssicherheit (Sifas) und Betriebsärzt *innen eine beratende und begleitende Rolle zu. In der vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung für psychische Gefährdungen müssen Maßnahmen festgelegt werden, um auch die Gefahr von sexueller Belästigung zu vermeiden.

Sie können Betroffene außerdem medizinisch einschätzen, ggf. psychosozial beraten und frühzeitig arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken erkennen. In anlassbezogenen Gesprächen kann ebenfalls das Thema der sexuellen Belästigung thematisiert werden, sofern das Vertrauensverhältnis dies zulässt.

 

Sexuelle Belästigung und der Einfluss auf die Sicherheit am Arbeitsplatz

Ein oftmals unterschätzter Aspekt: Sexuelle Belästigung kann ein sicherheitsrelevantes Risiko darstellen. Mitarbeiter *innen, die unter psychischem Stress leiden, sind anfälliger für Arbeitsunfälle, insbesondere in sicherheitskritischen Bereichen wie beispielsweise der Produktion, der Logistik oder dem Laborbetrieb.
Auch das Vertrauen in das Unternehmen und andere Kolleg *innen kann darunter leiden und das Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz deutlich schwächen.

 

Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene

Für Betroffene ist es essenziell, dass sie Zugang zu vertrauensvollen Ansprechpersonen haben. Hierzu zählen unter anderem:

Psychologisch geschulte erste Ansprechpartner *innen im Unternehmen
Betriebsärzt *innen
Fachkräfte für Arbeitssicherheit
Betriebsrat oder Gleichstellungsbeauftragte
Externe psychologische Beratungsstellen
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen

Angebote wie psychosoziale Beratung oder betriebspsychologische Unterstützung können dazu beitragen, die Gesundheit zu stabilisieren und das Sicherheitsgefühl wiederherzustellen.
Um einen offenen Austausch zu gewährleisten und den Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, dass sie ernst genommen werden und ihre Probleme verstanden werden, hilft eine Sensibilisierung für das Thema durch Aufklärung, Informationsmaterialien, Schulungen und Workshops.

 

Tipps für den Umgang mit sexueller Belästigung in der Arbeitsumgebung

Sensibilisierung von Führungskräften und Mitarbeitenden durch Schulungen
Klare Kommunikationswege und Beschwerdestrukturen etablieren
Integration psychosozialer Risiken in die Gefährdungsbeurteilung (gesetzlich vorgeschrieben)
Förderung einer offenen und wertschätzenden Unternehmenskultur
Stärkung der Resilienz und psychischen Gesundheitskompetenz im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF)
Handlungsleitfaden für Mitarbeiter *innen
Informationsmaterialien wie bspw. Flyer
Implementierung eines Employee Assistance Programs (EAP)
Kontakt zu psychologischen Beratungsstellen
Interne Ansprechpartner *innen für Beratung, Beschwerde und Konfliktlösung

 

Fazit zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, Prävention und Unterstützung

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist eine ernstzunehmende psychosoziale Belastung – mit weitreichenden Auswirkungen auf Gesundheit, Sicherheit und das gesamte Betriebsklima. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl arbeitsmedizinische als auch sicherheitstechnische Perspektiven berücksichtigt, ist hier entscheidend. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind gefordert, proaktiv Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen zu schaffen, um die Gesundheit und Würde aller Mitarbeiter *innen nachhaltig zu schützen und sexuelle Belästigung zu vermeiden.

Zurück

Product Pathfinder – passgenaue Lösungen für Ihren Arbeits- und Gesundheitsschutz

Mit unserem "Product Pathfinder" können Sie in nur wenigen Klicks ihren aktuellen Bedarf in den Bereichen Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Betriebliche Gesundheitsförderung ermitteln. Erhalten Sie direkt einen ersten Überblick über passende Lösungen, individuell zugeschnitten und ohne großen Aufwand.
 

 

BGM Update

Unser Newsletter “BGM Update” bietet Ihnen wertvolle Informationen zu allen Themen der Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und der Betrieblichen Gesundheitsförderung.

Erhalten Sie jetzt exklusive Einblicke in die Welt des Arbeitsschutzes und erfahren Sie, auf was Sie bei Ihrer arbeitsmedizinischen und arbeitssicherheitstechnischen Betreuung achten sollten.
Profitieren Sie von hilfreichem Fachwissen und sichern Sie sich echten Mehrwert in Form von spannenden Statistiken, praktischen Checklisten und innovativen Ansätzen rund um das Thema Arbeitsschutz.

Ihre Betreuung – immer aktuell!

Im Rahmen unseres "BGM Update" erhalten Sie monatliche Updates mit grundlegenden Themen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Wir informieren Sie über die wichtigsten gesetzlichen Neuerungen und versorgen Sie regelmäßig mit hilfreichen Tipps unserer Expertinnen und Experten.

Melden Sie sich jetzt an und bleiben Sie sicher, gesund und informiert.