
Gesundheitsförderung Aktuelle Beiträge

Gewaltprävention am Arbeitsplatz
Umgang mit beruflichen Gewaltsituationen
Erkennen. Reagieren. Unterstützen.
Inhaltswarnung
Im Folgenden wird über das Thema „Gewalt am Arbeitsplatz“ gesprochen. Es handelt sich hierbei um allgemeine Informationen, kann jedoch als emotional belastend empfunden werden. Diese Informationen sind kein Ersatz für eine professionelle Beratung oder einen rechtlichen Beistand.
In Kürze
Ein konstruktives Miteinander im Berufsalltag ist eine zentrale Grundlage für ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld. Dennoch lassen sich Auseinandersetzungen im beruflichen Alltag nicht immer vermeiden. Unterschiedliche Auffassungen, Belastungssituationen oder strukturelle Probleme können zu Spannungen führen, die in Einzelfällen auch einer Eskalation auslösen können, die in bedrohlichem Verhalten oder sogar körperlicher Gewalt münden kann.
Von Gewalt am Arbeitsplatz spricht man dann, wenn Mitarbeiter *innen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit schwer beleidigt, verbal bedroht oder eingeschüchtert werden oder sogar körperlich angegriffen werden. Solche Vorfälle stellen eine erhebliche Gefährdung für die psychische Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden dar und fallen unter arbeitsmedizinisch sowie arbeitsschutzrechtlich relevante Tatbestände.
Werden diese Anzeichen in der Frühphase nicht ernst genommen oder nicht gelöst, können sie zu schwerwiegenden Konflikten führen, bis hin zu Aggressionen und in manchen Fällen zu tätlichen Übergriffen.
Nicht jeder Konflikt ist gleich
Um angemessen zu reagieren, kann es helfen, zu verstehen, worum es in einem Konflikt geht. Denn unterschiedliche Konflikte erfordern unterschiedliche Lösungsansätze und Vorgehensweisen. Vereinfacht können so drei Formen von Konflikten im Arbeitsalltag abgegrenzt werden.
Sachkonflikte: Hierbei handelt es sich meist um Meinungsverschiedenheiten über unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Arbeitsaufgaben, -prozesse, -schritte, Zielesetzungen oder Prioritäten. Sachkonflikte können sogar eine produktive Komponente hervorbringen, da sie zu neuen und innovativen Ansätzen anregen.
Lösung: Fachliche Diskussionen und ggf. das Finden alternativer Wege.
Prozesskonflikte: Diese entstehen durch unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie in einem Team oder in einem Projekt gearbeitet wird. Dabei geht es um Arbeitsabläufe, Terminplanung und die Verteilung von Arbeitsaufgaben und Arbeitsmitteln. Beispiele hierfür können Meinungsverschiedenheiten, Unklarheiten über Deadlines oder Streit über gemeinsame Arbeitsmittel sein. Prozesskonflikte können die Zusammenarbeit und die Effizienz erheblich beeinträchtigen, lassen sich aber auch durch klare Absprachen und Strukturen deutlich mindern.
Lösung: Erarbeiten klarer Strukturen und Vereinbarungen.
Beziehungskonflikte: Hier stehen zwischenmenschliche Spannungen im Vordergrund. Sie entstehen durch persönliche Antipathien, unterschiedliche Kommunikationsstile oder vergangene schlechte Erfahrungen miteinander. Typisch dafür sind Situationen, in denen Personen sich nicht respektiert oder unfair behandelt fühlen. Beziehungskonflikte werden vor allem als psychisch belastend empfunden und können sich auf die gesamte Arbeitsatmosphäre auch bei Arbeitskolleg *innen und Außenstehenden auswirken.
Lösung: Manchmal können hier schon klärende Gespräche helfen. Es kann aber auch Unterstützung durch Dritte gesucht werden, wenn diese benötigt wird.
Es wird besonders problematisch, wenn sich die unterschiedlichen Konfliktarten miteinander vermischen. Denn, was zum Beispiel als Sachkonflikt beginnt, kann schnell auch zu einem Beziehungskonflikt werden, wenn die Beteiligten das Gefühl bekommen, persönlich angegriffen zu werden.
Konfliktsituationen im Arbeitsumfeld - Worauf ist zu achten?
Gewalt kann jeden von uns treffen, und das auch am Arbeitsplatz. Es gibt jedoch manche Tätigkeitsbereiche oder Branchen, die ein erhöhtes Risiko für Gewalt am Arbeitsplatz bergen. Dazu gehören:
• Der Gesundheits- und der Sozialdienst
• Personen im direkten Umgang mit Bargeld
• Berufsgruppen mit Publikumsverkehr
• Menschen, die in Nacht- und Frühschichten arbeiten
• Mitarbeiter *innen, die Alleinarbeit ausüben
Arbeitgeber *innen sowie Beschäftigte haben die Möglichkeit, aktiv gegen strukturelle Faktoren vorzugehen, die Gewalt begünstigen, und ein unterstützendes sowie respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Konflikte konstruktiv gelöst werden können. Zudem sollten Führungskräfte sensibel darauf achten, mögliche individuelle Faktoren bei ihren Teammitgliedern zu erkennen und entsprechende Unterstützung anzubieten. Dabei gibt es kein allgemeines Patentrezept, denn jede Konfliktsituation ist einzigartig. Dennoch gibt es hilfreiche Handlungsoptionen, die unterstützen können.
Für Mitarbeitende:
Obwohl sich intensiv um Deeskalation und Konfliktlösung bemüht wird, besteht dennoch die Möglichkeit, dass ein Konflikt nicht so einfach zu entschärfen ist. Mitarbeiter *innen sollten daher auf folgende Punkte achten:
• Warnsignale ernst nehmen und frühzeitig ansprechen.
• Sorgen Sie immer für Ihre persönliche Sicherheit.
• Holen Sie andere dazu oder bitten Sie andere um Hilfe.
• Informieren Sie Vorgesetzte und ggf. Ihre Kolleginnen und Kollegen über das Geschehene.
• Bei körperlichen Verletzungen suchen Sie eine Ärztin, einen Arzt oder eine Rettungsstelle auf.
• Dokumentieren Sie alles, was Sie mitbekommen haben.
• Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl.
• Sprechen Sie im Nachgang über den Vorfall mit Personen Ihres Vertrauens oder holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie Probleme haben, das Erlebte zu verarbeiten.
Für Unternehmen:
• Nachvollziehbare Richtlinien und Konsequenzen für Übergriffe festlegen.
• Für das Thema sensibilisieren und eine offene Gesprächskultur fördern.
• Organisatorische Maßnahmen ergreifen. Z. B. durch eine Anpassung des Schichtdienstes und eine Vermeidung von Alleinarbeit.
• Sicherheitssysteme sowie bauliche Maßnahmen können unterstützend wirken. Hiermit sind beispielsweise Alarmanlagen, Zugangskontrollen oder der Einsatz von Sicherheitsglas gemeint.
Reden und professionelle Hilfe - Was ist für Arbeitgeber *innen und Arbeitnehmer *innen wichtig?
Ein einfühlsames Erstgespräch kann helfen, Stress zu reduzieren und das Erlebte besser zu verarbeiten. Das Reden ersetzt keine professionelle Hilfe, kann aber trotzdem unterstützen!
Als bewährt haben sich folgende Gesprächsinhalte erwiesen:
• Bieten Sie direkt vor Ort oder als Vorgesetzte *r ein Gespräch an.
• Nehmen Sie sich Zeit für die/den Betroffene *n.
• Zeigen Sie Verständnis und hören Sie aktiv zu – Betroffene sind stark mit dem eben Erlebten beschäftigt und nicht aufnahmefähig für anderes.
• Fragen Sie einfühlsam nach dem Tathergang. Am effektivsten sind die W-Fragen: „Wo?“, „Was?“, „Wie?“ und „Wann?“. Vermeiden Sie möglichst die Frage nach dem „Warum?“. Das könnte in dieser Situation falsch aufgefasst werden.
• Besprechen Sie die nächsten Schritte, wie zum Beispiel: Wie kommt die Person nach Hause? Braucht die Person ärztliche Unterstützung? Wie kann konkret und im Moment weitergeholfen werden?
Fazit
Konflikte gehören zum Arbeitsalltag, doch wie mit ihnen umgegangen wird, entscheidet maßgeblich über die Gesundheit, Sicherheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter *innen. Eine offene Konfliktkultur, präventive Maßnahmen und klare Schutzmechanismen sind zentrale Elemente eines gesunden Arbeitsumfelds. Insbesondere bei Anzeichen für eskalierende oder gewaltsame Auseinandersetzungen ist rasches, professionelles Handeln gefragt – zum Schutz der Betroffenen und zur Wahrung eines respektvollen Miteinanders im Unternehmenskontext. Unternehmen, die gezielt auf Gewaltprävention und psychosoziale Unterstützung setzen, schaffen langfristig ein sicheres und produktives Arbeitsklima, in dem sich die Mitarbeitenden wohlfühlen.
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