

Normen im Arbeitsschutz
Lebenswichtige Zahlen & Buchstaben
Im Arbeitsschutz gibt es nicht nur unzählige Gesetze, Vorschriften und Regelungen, sondern auch einige Normen, die beachtet werden müssen. Normen sorgen für einen einheitlichen Standard und sind somit auch mit für die Sicherheit im Arbeitsalltag zuständig.
Wir haben bei unseren Fachkräften für Arbeitssicherheit nachgefragt, welche Normen sie in ihrer täglichen Arbeit begleiten.
Doch vorab beginnen wir mit ein paar grundlegenden Informationen zu Normen.
Normen und ihre Bedeutung
Normen sind standardisierte Leitlinien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen basieren. Sie legen Anforderungen an Produkte, Prozesse und Dienstleistungen fest und gewährleisten so eine einheitliche Qualität und Sicherheit. Im Arbeitsschutz helfen Normen dabei, Risiken zu minimieren und sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Normen sorgen für Klarheit und Orientierung. Sie definieren einheitliche Sicherheitsstandards und helfen so dabei die Sicherheit zu gewährleisten. Durch die Einhaltung normgerechter Vorgaben wird somit auch das Risiko von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten deutlich reduziert.
Seit wann gibt es Normen?
Mit der voranschreitenden Industrialisierung und verschiedenen Lieferanten wurde es immer wichtiger, einen „einheitlichen Standard“ zu finden. Und so wurde die erste Norm für ein Waffenteil bereits 1918 unter dem Namen „DIN 1 – Kegelstifte“ festgeschrieben. Daraufhin folgte 1922 die wohl bekannteste Norm „DIN EN ISO 216“, welche die Papierformate festlegt, bekannt als z. B. „DIN A4“ . Mit der Zeit wurden Normen immer weiterentwickelt und international abgestimmt, um einheitliche Standards in den verschiedenen Branchen zu schaffen.
Wer legt Normen fest?
Verschiedene Organisationen sind für die Erstellung und Weiterentwicklung von Normen zuständig. Dazu gehören:
• Deutsches Institut für Normung (DIN) – zuständig für nationale Normen in Deutschland
• Europäisches Komitee für Normung (CEN) – entwickelt europaweite Normen
• Internationale Organisation für Normung (ISO) – erarbeitet weltweit gültige Standards
DIN EN ISO 45001 Zertifizierung – Arbeitsschutzmanagement
Wir beginnen mit der DIN ISO 45001, da diese besonders für den Bereich der Arbeitsmedizin und der Arbeitssicherheit die naheliegendste und bedeutendste Norm ist. Sie gilt als der international anerkannter Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme. Sie spielt eine zentrale Rolle für Unternehmen bei der Erschaffung und Sicherstellung sicherer und gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen.
Die Norm hilft dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren, Arbeitsunfälle zu reduzieren und eine nachhaltige Sicherheitskultur in Unternehmen zu etablieren. Besonders wichtig ist dabei ihr ganzheitlicher Ansatz: Die DIN ISO 45001 fordert nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern setzt auf das aktive Engagement aller Mitarbeiter *innen. Dadurch wird ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess angestoßen, der sogar über die reine Rechtssicherheit hinausgeht.
Inhalt der ISO 45001:
• Risikobasierter Ansatz: Unternehmen müssen Gefährdungen systematisch identifizieren, bewerten und Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen.
• Beteiligung der Beschäftigten: Die Verantwortung für den Arbeitsschutz liegt nicht nur bei der Unternehmensleitung, sondern alle Mitarbeitenden sollen aktiv einbezogen werden. - Kontinuierliche Verbesserung: Die Norm fordert eine regelmäßige Überprüfung und Optimierung des Arbeitsschutzmanagementsystems.
• Einhaltung gesetzlicher Vorschriften: Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle nationalen und internationalen Arbeitsschutzgesetze eingehalten werden.
• Integration in andere Managementsysteme: Die ISO 45001 ist kompatibel mit Normen wie ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement), was eine effiziente Umsetzung ermöglicht.
Ein kleiner Fakt zur ISO 45001: Die Entwicklung der Norm dauerte über fünf Jahre und es waren mehr als 70 Länder an der Erarbeitung dieser Norm beteiligt. Sie wurde so konzipiert, dass sie branchen- und länderübergreifend anwendbar ist.
DIN EN ISO 13857 - Sicherheitsabstand zu Gefahrenstellen
Die DIN EN ISO 13857 ist eine internationale Norm, die sich mit dem Sicherheitsabstand zu Gefahrenstellen an Maschinen befasst. Sie legt fest, wie groß Abstände sein müssen, um zu verhindern, dass Personen gefährliche Bereiche an Maschinen erreichen können.
• Schutz durch Sicherheitsabstände: Die Norm definiert Mindestabstände, um das Erreichen gefährlicher Maschinenteile durch Personen zu verhindern.
• Unterscheidung nach Körperteilen: Es gibt spezifische Vorgaben für den Schutz von Händen, Armen, Füßen und Beinen.
• Berücksichtigung der Körpermaße von Menschen: Die Abstandsmaße basieren auf durchschnittlichen Körpermaßen.
• Anwendungsbereiche: Gilt für Maschinen, Schutzzäune und trennende Schutzeinrichtungen in industriellen Umgebungen.
• Integration mit anderen Normen: Kann je nach Anwendungsbereich durch weitere Sicherheitsnormen ergänzt werden, z. B. DIN EN ISO 12100 (Risikobeurteilung für Maschinen).
Diese Norm hilft Unternehmen, den Maschinenschutz normgerecht zu gestalten, um Arbeitsunfälle zu vermeiden und so den gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Maschinensicherheit und damit auch der Arbeitssicherheit nachzukommen.
DIN EN ISO 9612 – Ermittlung der Lärmexposition am Arbeitsplatz
Auch bestimmte Grenzwerte für die Gesundheit der Mitarbeiter *innen müssen festgelegt und kontrolliert werden. Dabei hilft unter anderem die DIN EN ISO 9612. Sie ist die internationale Norm zur Ermittlung der Lärmexposition am Arbeitsplatz. Sie legt ein standardisiertes Verfahren zur Messung und Bewertung der Lärmbelastung fest, um die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitenden zu gewährleisten.
Wichtige Aspekte der DIN EN ISO 9612:
• Gesundheitsschutz: Lärm kann Hörschäden, Stress und weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen. Die Norm hilft, diese Risiken durch präzise Lärmmessungen frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
• Rechtliche Anforderungen: Unternehmen sind verpflichtet, die Lärmbelastung am Arbeitsplatz zu überwachen. Die DIN EN ISO 9612 bietet eine anerkannte Methode, um diese gesetzlichen Vorschriften einzuhalten.
• Standardisierte Messverfahren: Die Norm definiert einheitliche Strategien zur Lärmmessung und -bewertung, sodass Unternehmen weltweit vergleichbare Ergebnisse erzielen können. • Erhöhung der Arbeitsplatzsicherheit: Durch die Einhaltung der Norm können Unternehmen sicherstellen, dass Lärmpegel innerhalb zulässiger Grenzen bleiben, wodurch die Gesundheit der Arbeitnehmenden gesichert wird.
Die Norm dient also als zentrales Instrument des Lärmschutzes und unterstützt Unternehmer *innen dabei, die Lärmbelastung am Arbeitsplatz für ihre Mitarbeitenden im Auge zu behalten, systematisch zu erfassen und bei Bedarf wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
DIN EN 13501 & DIN 4102 – Brandschutz von Baustoffen und Bauteilen
Die international gültige DIN EN 13501 hat die nationale DIN 4102 in vielen Bereichen abgelöst. Dennoch wird die DIN 4102 weiterhin häufig in nationalen Bauvorschriften und von Unternehmen erwähnt. Beide Normen regeln die Klassifizierung des Brandverhaltens von Baustoffen und Bauprodukten und tragen zur Brandsicherheit von Gebäuden bei.
Inhalte der DIN 13501 & der DIN 4102:
• Klassifizierung von Baustoffen: Die Norm unterteilt Baustoffe nach ihrer Entflammbarkeit in verschiedene Klassen: nicht brennbar (A1, A2), schwer entflammbar (B1), normal entflammbar (B2), leicht entflammbar (B3)
• Prüfung von Bauteilen: Festlegung von Anforderungen für Wände, Decken, Türen und andere Bauteile hinsichtlich ihrer Feuerwiderstandsdauer.
• Schutzmaßnahmen für Gebäude: Vorgaben zur Verhinderung der Brandausbreitung und zur Sicherheit von Personen im Brandfall.
• Rechtliche Bedeutung: Die Norm ist eine Grundlage für baurechtliche Vorschriften und hilft, die Brandschutzanforderungen in Bauprojekten zu erfüllen.
• Ergänzung durch neuere Normen: Die DIN EN 13501 hat die DIN 4102 in vielen Bereichen abgelöst, dennoch wird sie in Deutschland weiterhin häufig angewendet.
Beide DIN-Normen spielen eine zentrale Rolle im vorbeugenden Brandschutz und stellen sicher, dass Baustoffe und Konstruktionen brandsicher sind, um so Menschenleben und Sachwerte zu schützen. Heute wird sich durch den internationalen Standard meist auf die DIN 13501 bezogen.
DIN EN 358 – Auffanggurte und Körpergurte für Arbeitsplätze in Höhen
Normen gibt es in allen Bereichen und somit auch für spezielle Bereiche wie das Arbeiten in Höhen. Die DIN EN 358 schreibt die Anforderungen an Auffanggurte und Körpergurte für Arbeitsplätze in Höhen sowie an Verbindungen für Absturzsicherungssysteme fest. Sie beschreibt die spezifischen Sicherheitsanforderungen, die für die Verwendung von Gerüsten, Leitern, Maschinen und anderen Arbeitsplätzen in Höhen erforderlich sind, um die/den Arbeiter *in vor einem möglichen Absturz zu schützen.
Was beeinhaltet die DIN EN 358:
1. Zielsetzung der Norm: Sie legt fest, wie Auffanggurte und Sicherungssysteme richtig eingesetzt werden, um Absturzrisiken zu minimieren.
2. Sicherheitsanforderungen: Sie umfasst die Konstruktionsanforderungen für Gurte und Dämpfungselemente, die für den Absturzschutz erforderlich sind.
3. Verwendung von Auffanggurten: Die Norm spezifiziert, wie der Gurt gestaltet sein muss, damit er sicher und bequem sitzt und gleichzeitig weiterhin einen effektiven Schutz bietet.
4. Kompatibilität: Auffanggurte und andere Geräte müssen gemäß der DIN EN 358 in Absturzsicherungssysteme integriert werden, die als Kombination mit anderen Normen funktionieren.
5. Zugänglichkeit und Handhabung: Die Norm berücksichtigt ebenso die Ergonomie und die Benutzerfreundlichkeit, damit Arbeitnehmer *innen die Sicherheitsausstattung effizient nutzen können.
Auch diese Norm ist entscheidend für den Arbeitsschutz, vor allem für den spezifischen Bereich der Absturzsicherung. Sie findet insbesondere in der Bauindustrie und bei anderen Tätigkeiten in großen Höhen Anwendung, da sie klare Richtlinien für die sichere Nutzung von Auffanggurten und Verbindungen bietet.
Fazit
Normen im Arbeitsschutz spielen eine entscheidende Rolle, um die Grundlage für sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Es gibt Normen für die verschiedensten Bereiche, vom Arbeitsschutzmanagement, über den Brandschutz von Baustoffen bis hin zu Vorgaben für Absturzsicherungen. Es lohnt sich immer, einen Experten an seiner Seite zu haben, der genau weiß, welche Normen in welchem Arbeitsbereich greifen und beachtet werden müssen.
Die Entwicklung von Normen sorgt für einheitliche nationale und vor allem auch internationale Standards.
Product Pathfinder – passgenaue Lösungen für Ihren Arbeits- und Gesundheitsschutz
BGM Update
Unser Newsletter “BGM Update” bietet Ihnen wertvolle Informationen zu allen Themen der Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Erhalten Sie jetzt exklusive Einblicke in die Welt des Arbeitsschutzes und erfahren Sie, auf was Sie bei Ihrer arbeitsmedizinischen und arbeitssicherheitstechnischen Betreuung achten sollten.
Profitieren Sie von hilfreichem Fachwissen und sichern Sie sich echten Mehrwert in Form von spannenden Statistiken, praktischen Checklisten und innovativen Ansätzen rund um das Thema Arbeitsschutz.
Ihre Betreuung – immer aktuell!
Im Rahmen unseres "BGM Update" erhalten Sie monatliche Updates mit grundlegenden Themen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Wir informieren Sie über die wichtigsten gesetzlichen Neuerungen und versorgen Sie regelmäßig mit hilfreichen Tipps unserer Expertinnen und Experten.
Melden Sie sich jetzt an und bleiben Sie sicher, gesund und informiert.