

Arbeitsunfallgeschehen
Die häufigsten Unfälle
Ursachen und Präventionsmöglichkeiten
Arbeitsunfälle stellen nach wie vor eine bedeutende Herausforderung für Unternehmen und ihre Mitarbeiter *innen dar. Eine umfassende Betreuung in der Arbeitssicherheit und der Arbeitsmedizin ist daher unerlässlich, um Unfälle zu vermeiden. In diesem Beitrag informieren wir Sie über die häufigsten Unfallarten am Arbeitsplatz, ihre Ursachen sowie über bewährte Maßnahmen zur Prävention.
Es soll vor allem um die häufigsten Unfallarten gehen. Trotzdem gehen wir zu Beginn noch einmal auf die Grundlagen der Prävention von Unfällen im Allgemeinen und auf die Bedeutung eines gut funktionierenden Unfallmanagements ein.
Inhaltsverzeichnis
Wie können Unfälle verhindert werden?
Um Arbeitsunfälle zu verhindern, muss es einen ganzheitlichen Arbeitsschutz im Unternehmen geben. Das heißt, die Arbeitsplätze, Maschinen und Wege in der Firma müssen für die Mitarbeiter *innen sicher sein. Ob Tätigkeitsbereiche sicher sind wird in der sogenannten Gefährdungsbeurteilung (GBU) festgelegt, die Arbeitgeber *innen laut Gesetz erstellen müssen. Dabei werden sie von Fachkräften für Arbeitssicherheit (Sifa) unterstützt. Wenn ein Arbeitsplatz nicht komplett sicher ist, werden Maßnahmen in der GBU festgelegt, die nachfolgend von dem/der Arbeigeber *in umgesetzt werden müssen.
Vor Arbeitsbeginn oder dem Wechsel in eine andere Tätigkeit müssen Arbeitnehmende jedes Mal entsprechende Vorsorgen und/oder Eignungen (Arbeitsmedizin) durchführen und unterwiesen (Arbeitssicherheit) werden. Das erfüllt nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern hilft, Mitarbeitende über mögliche Gefahren aufzuklären und sicherzustellen, dass sie die entsprechenden Voraussetzungen für die Ausübung der Tätigkeit mitbringen.
Wenn es doch einmal zu einem Unfall kommt, ist ein gutes und funktionierendes Unfallmanagement von großer Bedeutung. Aus nachfolgenden Unfallanalysen können weitere Maßnahmen zur Verhinderung von Unfällen abgeleitet und implementiert werden. Detailliertere Informationen zum Unfallmanagement erfahren Sie in unserem Blogbeitrag: „Unfallmanagement – Auf dem Weg zu einem erfolgreichen Unfallmanagement!“
Unfallarten
Es gibt ganz verschiedene Arten von Unfällen. Wir wollen hier ein paar der „häufig“ vorkommenden Unfallarten aufzeigen und Ursachen sowie mögliche Präventionsmaßnahmen benennen. Bei jedem Unternehmen, jedem Tätigkeitsbereich und weiteren Einflüssen können sowohl die Ursachen als auch die Maßnahmen abweichen.
Deswegen gibt es Arbeitsplatzbegehungen und GBUs, um exakt herauszustellen, welche Gefährdungen es gibt und wie diese im konkreten Fall verhindert werden können.
Menschliches Fehlverhalten
Eine der häufigsten Ursachen für Unfälle im Arbeitskontext ist menschliches Fehlverhalten, wie Fahrlässigkeit. Vor allem in Berufen, in denen im Schichtdienst oder unter hoher Belastung (sowohl physisch als auch psychisch) gearbeitet wird, kann es zu Unfällen durch Fehlverhalten kommen. Meist passieren Fehler, wenn die Mitarbeitenden überarbeitet, gestresst oder in Hektik sind. Dann werden beispielsweise wichtige Schritte vergessen oder es wird versucht, durch das Umgehen von Sicherheitsvorschriften eine Zeitersparnis zu erreichen.
Typische Ursachen:
• Stress, Zeitdruck und Hektik
• Routine
• Unachtsamkeit, unüberlegtes Handeln oder Träumerei
• Bewusstes Umgehen von Sicherheitseinrichtungen
• Unverständnis (z. B. fehlendes Sprachverständnis)
• Missachtung von Sicherheitsvorschriften
Präventionsmaßnahmen:
• Gut durchdachte Schichtplanung
• Mitarbeitende für die eigene Sicherheit sensibilisieren
• Regelmäßige Vorsorgen, Eignungen und Unterweisungen
Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle (SRS)
Stolpern, Rutschen und Stürze gehören zu den häufigsten Unfallarten in Betrieben. Sie können fast in jedem Arbeitsbereich und bei jeder Tätigkeit geschehen. Oft werden sie durch bauliche Faktoren ausgelöst, wie durch rutschigen, feuchten, unebenen Boden oder lose Bodenbeschaffenheit, beispielsweise Schotter oder Kies. Ebenfalls können schlecht sichtbare Hindernisse, verstellter Boden durch große bis kleine Gegenstände, verschmutzte Böden oder Stolperstellen durch z. B. Kabel sowie unzureichende Beleuchtung Auslöser für Arbeitsunfälle sein.
Typische Ursachen:
• Glatte oder feuchte Böden
• Stolperstellen durch Kabel, Schwellen oder lose Bodenplatten
• Unzureichende Beleuchtung in Verkehrsbereichen
• Unordnung und unsachgemäße Lagerung von Arbeitsmaterialien
Präventionsmaßnahmen:
• Regelmäßige Begehungen im Rahmen der Arbeitssicherheit zur Erkennung von Gefahrenquellen
• Einsatz rutschfester Bodenbeläge
• Sensibilisierung der Mitarbeiter *innen durch arbeitsmedizinische Unterweisungen und Schulungen
• Für Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz sorgen
Absturzunfälle
Überall dort, wo auf Gerüsten, Leitern oder in Berufen mit Höhenarbeiten – etwa bei Industrieklettertätigkeiten – gearbeitet wird, besteht ein erhöhtes Risiko für sogenannte Absturzunfälle. Besonders häufig betreffen diese Unfälle den Gebrauch von Leitern und Tritten, die etwa 30 % aller Absturzereignisse ausmachen. Weitere Risikobereiche sind Treppen sowie das Auf- und Absteigen von Ladeflächen bei z. B. Lastkraftwagen. Schwerwiegende, häufig sogar tödliche Absturzunfälle ereignen sich vor allem bei Arbeiten auf Dächern oder an Gerüsten und Leitern im Dachbereich.
Je älter eine Person wird, desto höher ist die Gefahr für einen Arbeitsunfall durch Abstürzen.
Typische Ursachen:
• Arbeiten ohne Absturzsicherung auf hochgelegenen Arbeitsplätzen
• Mangelhafte oder beschädigte Absturzsicherungen
• Fehlende oder unzureichende Unterweisungen
• Verwendung von unsicheren Leitern oder Gerüsten
• Nicht angepasste persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA)
Präventionsmaßnahmen:
• Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung (GBU) speziell für Arbeiten in Höhen gemäß § 5 ArbSchG
• Pflicht zur Verwendung von Absturzsicherungen (z. B. Schutzgeländer, Fangnetze, persönliche Absturzsicherungssysteme)
• Regelmäßige Kontrolle und Wartung von Leitern und Gerüsten nach DGUV-Information 208-016
• Unterweisung der Mitarbeiter *innen im korrekten Umgang mit PSA
• Einsatz speziell geschulter Höhenretter für Rettungskonzepte
Verletzungen durch Maschinen und Werkzeuge
Unfälle im Umgang mit Maschinen und Werkzeugen treten vor allem in der Industrie, im Baugewerbe und im Handwerk auf. Auch wenn sich hier in den letzten Jahren viel getan hat, sind häufige Ursachen für Unfälle an Maschinen mangelnde Schutzeinrichtungen, unzureichende Unterweisungen oder Bedienungsfehler.
An erster Stelle stehen die nicht kraftbetriebenen Handwerkzeuge wie beispielsweise Messer, Cutter, Hammer, Schraubenschlüssel und Brechstangen. Danach folgen Maschinen mit festem Standort, dann handgeführte, kraftbetriebene Werkzeuge wie Winkelschleifer, Flex, Handbohrmaschine, Schraubmaschine, Kreissäge und Nagelpistole und an letzter Stelle der Ursachen stehen ortsveränderliche Maschinen.
Typische Ursachen:
• Nicht vorhandene oder absichtlich manipulierte Schutzeinrichtungen
• Fehlende oder unzureichende Einweisungen
• Ermüdung oder mangelnde Konzentration bei Routinearbeiten
• Fehlende oder unzureichende Wartung der Maschinen
Präventionsmaßnahmen:
• Regelmäßige Wartung und Überprüfung der Maschinen im Rahmen der Arbeitssicherheit
• Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung (PSA)
• Arbeitsmedizinische Schulungen zur sicheren Bedienung
• Einführung von Freigabe- und Sperrverfahren bei Wartungsarbeiten
Innerbetrieblicher Transport
In Betrieben können Unfälle vor allem auch durch Transportwege innerhalb des Firmengeländes entstehen. Damit sind in diesem Fall nur Fahrten auf dem Firmengelände gemeint, Transportwege von einem Standort zu einem anderen über die normalen öffentlichen Straßen zählen nicht dazu.
Darunter fallen bauliche Anlagen auf ebenem Niveau und in der Höhe wie Laufbänder, Rolltreppen, Hebebühnen, Aufzüge und Flurfördermittel.
Typische Ursachen:
• Unzureichend gesicherte Verkehrswege und Lagerflächen
• Fehlende oder missachtete Verkehrsregelungen auf dem Betriebsgelände
• Mangelhafte Instandhaltung von Transportwegen (z. B. beschädigte Rampen oder unebene Fahrbahnen)
• Überhöhte Geschwindigkeit oder unachtsames Fahren von Flurförderzeugen
• Eingeschränkte Sichtverhältnisse beim innerbetrieblichen Transport
• Nicht abgestimmte Nutzung von Fahrwegen durch Fußgänger *innen und Fahrzeuge
• Unsachgemäßer Einsatz oder Bedienung von Flurfördermitteln
• Unzureichende Qualifikation oder Unterweisung der Fahrer *innen (von Flurförderzeugen)
Präventionsmaßnahmen:
• Klare Definition und Kennzeichnung von Verkehrswegen gemäß ASR A1.8 („Verkehrswege“)
• Durchführung regelmäßiger Gefährdungsbeurteilungen für Transport- und Verkehrswege
• Installation von Trennungen zwischen Fußgänger- und Fahrzeugverkehr (z. B. durch Schutzplanken, Markierungen, Schranken)
• Einrichtung und Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dem Firmengelände
• Regelmäßige Wartung und Kontrolle von Türen, Rampen, Aufzügen, Hebebühnen und Flurfördermitteln
• Unterweisung und Qualifikation der Mitarbeiter *innen für den sicheren Betrieb von Flurförderzeugen (z. B. Staplerschein nach DGUV Grundsatz 308-001)
• Einrichtung von Spiegeln und Beleuchtungseinrichtungen an unübersichtlichen Stellen
• Einführung eines innerbetrieblichen Verkehrskonzepts zur Steuerung und Überwachung aller Transportprozesse
• Regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen für Fahrer *innen von Flurförderzeugen (z. B. Eignungsuntersuchung G25)
Belastungsbedingte Unfälle
Fehlbelastungen wie das Heben schwerer Lasten oder monotone Arbeitsabläufe führen nicht nur zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, sondern erhöhen auch das Risiko für plötzliche Verletzungen und die Gefährdung Dritter.
Typische Ursachen:
• Fehlende ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen
• Unzureichende Schulung in gesundheitsgerechtem Bewegungsverhalten
• Körperlich belastende Tätigkeiten ohne Hilfsmittel
• Zeitdruck und unzureichende Pausengestaltung
• Unpassend gelegte Schichten in der Schichtarbeit
Präventionsmaßnahmen:
• Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
• Schulung der Mitarbeiter *innen in richtiger Hebe- und Tragetechnik
• Regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen
• Integration von Bewegungsprogrammen in die Betriebliche Gesundheitsförderung
• Gute und vorausschauende Schichtplanung
Weitere Unfallarten
Elektrounfälle
Elektrounfälle treten häufig durch unsachgemäßen Umgang mit elektrischen Anlagen oder durch defekte Geräte auf und können schwere gesundheitliche Folgen haben. Fehlerhafte elektrische Anlagen, unsachgemäße Reparaturarbeiten oder fehlende Prüfungen sind häufige Gründe dafür. Es helfen Schulungen der Mitarbeitenden und regelmäßige Kontrollen sowie das Einhalten der „5 Regeln der Elektrotechnik“.
Chemische und explosionsgefährliche Stoffe
Unfälle mit chemischen oder explosionsgefährlichen Stoffen entstehen häufig durch unsachgemäßen Umgang, unzureichende Schutzmaßnahmen oder fehlende Kennzeichnungen. Hier helfen eine umfassende Gefährdungsbeurteilung (GBU), geeignete Schutzausrüstungen sowie regelmäßige Schulungen im sicheren Umgang mit Gefahrstoffen.
Regalsysteme und Lagereinrichtungen
Arbeitsunfälle im Bereich von Regalsystemen und Lagereinrichtungen treten oft durch unsachgemäße Lagerung, Überladung oder beschädigte Regale auf. Vorbeugend wirken regelmäßige Prüfungen, korrekte Beladungsanweisungen und eine regelmäßige Unterweisung der Mitarbeiter *innen.
Flurförderzeuge (FFZ)
Unfälle mit Flurfördermitteln wie Gabelstaplern oder E-Ameisen entstehen häufig durch unzureichende Sicht, überhöhte Geschwindigkeit oder fehlende Qualifikation der Bediener *innen. Verhindert werden solche Ereignisse durch strenge Kontrollen der nötigen Voraussetzungen, klare Verkehrsregeln, verpflichtende Schulungen und regelmäßige technische Überprüfungen der Fahrzeuge.
Falsches Heben und Tragen
Verletzungen durch falsches Heben und Tragen entstehen meist durch eine fehlerhafte Körperhaltung, übermäßige Lasten oder fehlende Hilfsmittel. Abhilfe schaffen ergonomische Arbeitsplatzgestaltungen, Hebehilfen sowie eine Aufklärung und ggf. Trainingsprogramme für rückenschonendes Arbeiten.
Fazit
Ein umfassendes Konzept aus Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Betrieblicher Gesundheitsförderung trägt entscheidend dazu bei, die häufigsten Arbeitsunfälle zu vermeiden. Durch kontinuierliche Gefährdungsbeurteilungen mit Unterstützung von Fachkräften für Arbeitssicherheit (Sifa), arbeitsmedizinischer Beratung und gezielten Präventionsmaßnahmen können Unternehmen nicht nur die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter *innen fördern, sondern auch gesetzliche Anforderungen erfüllen und langfristig wirtschaftlichen Schaden vermeiden.
Für weitere Informationen zur Umsetzung eines ganzheitlichen Unfallpräventionskonzepts stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.
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