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Foto von zwei Männern in karierten Hemden, die sich die Hand geben. Der eine trägt einen weißen Sicherheitshelm.
19. September 2024

Wie wirksam sind die richtige Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit wirklich?

Wie wirksam sind die richtige Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit wirklich?

Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit sind aus gutem Grund gesetzlich verankerte Pflichten. Sie gewährleisten Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, was zu einer Verringerung von Unfällen, niedrigeren Krankheitsraten, weniger Fehlzeiten sowie zu höherer Produktivität und Zufriedenheit der Beschäftigten führt. Die Effektivität von Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit wird deutlich, wenn man die Unfallzahlen der letzten Jahre betrachtet.


Welche gesetzliche Grundlage gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von Gesetzen und Vorschriften, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz regeln.

Die wichtigsten Gesetze sind hier:

Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
 
In bestimmten Arbeitsbereichen werden diese Gesetze noch ergänzt durch z. B. die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) oder Technische Regeln, wie beispielsweise Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS).


Wer ist für die Einhaltung von Vorgaben verantwortlich?

In erster Linie liegt die Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter *innen beim Arbeitgeber *in. Er wird dabei von Betriebsärzten und Sicherheitsfachkräften unterstützt, die eigenständig einzustellen sind. Führungskräfte sind innerhalb ihrer Zuständigkeitsbereiche ebenfalls verantwortlich für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter *innen.

Wieso ist es für Unternehmer *innen so wichtig, sich an die Vorgaben zu halten?
Auf der einen Seite ist es entscheidend, den gesetzlichen Vorschriften zu folgen, um rechtlich abgesichert zu sein und Strafen oder Bußgelder zu vermeiden. Auf der anderen Seite sollte die Gesundheit und Sicherheit Ihrer Angestellten auch auf menschlicher Ebene für Sie von großer Bedeutung sein. Schließlich profitieren auch Sie von einer gesunden und vollständigen Belegschaft. Somit können Gesetze nicht nur als etwas angesehen werden, was zwingend erfüllt werden muss, sondern diese bieten auch Vorteile, von denen Unternehmer *innen profitieren können.

Diese sind zum Beispiel:

• Weniger Fehlzeiten
Durch die erhöhten Sicherheitsstandards kommt es seltener zu Arbeitsunfällen und somit auch zu weniger Personalausfällen. Bei Arbeitsunfällen entstehen oft Fehlzeiten ab vier Tagen (meldepflichtiger Unfall), wobei die meisten Fehlzeiten zwischen sieben und 13 Tagen liegen. Auch Berufskrankheiten werden durch frühzeitige Untersuchungen rechtzeitig erkannt und durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen minimiert.

• Weniger Unfälle Die Anzahl der Unfälle im Betrieb wird deutlich reduziert. Dies trägt nicht nur dazu bei, Fehlzeiten durch Verletzungen gering zu halten, sondern sorgt auch für ein sichereres Gefühl bei den Mitarbeiter*innen und fördert ein produktiveres Arbeiten.

• Gesundheit und gesteigertes Wohlbefinden
Durch Untersuchungen und präventive Maßnahmen werden (Berufs-)Krankheiten frühzeitig erkannt, sodass rechtzeitig gehandelt werden kann. Eine gut gestaltete Arbeitsumgebung fördert das Wohlbefinden und reduziert körperliche Beschwerden.

• Arbeitszufriedenheit und Motivation
Ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld steigert die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter*innen. Angestellte sind motivierter, für ein Unternehmen zu arbeiten, bei dem sie das Gefühl haben, ernst genommen und wertgeschätzt zu werden.

• Loyalität und Fachkräfte
Mitarbeiter *innen bleiben tendenziell länger in einem Unternehmen, in dem sie sich sicher und wohlfühlen, und sind eher bereit, sich beruflich weiterzubilden. Die geringe krankheitsbedingte Ausfallquote, bedingt durch umfassenden Gesundheits- und Arbeitsschutz, fördert diese Weiterentwicklung zusätzlich. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, dass sich die Mitarbeiter *innen mit dem Unternehmen identifizieren und langfristig ihre Zukunft dort sehen.

 

Entwicklung von Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit

Die Bedeutung von Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit wird besonders durch die sinkenden Zahlen von Arbeits- und Wegeunfällen deutlich. In den vergangenen Jahren sind diese stetig zurückgegangen. Dies ist nicht nur auf fortschrittliche Technologien, optimierte Arbeitsabläufe und Automatisierung zurückzuführen, sondern vor allem auch auf die verbesserten Maßnahmen in der Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit.

Geschichtliche Hintergründe

Wie bereits erwähnt, werden Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin durch verschiedene Gesetze geregelt. Diese Gesetze existieren noch nicht sehr lange, sind vergleichsweise neu und werden ständig weiterentwickelt und angepasst.
Bereits während der Industrialisierung gab es erste Versuche, den Arbeitsschutz zu etablieren. Diese Bemühungen gerieten jedoch insbesondere in Zeiten von Krisen oder Kriegen, immer wieder in Vergessenheit und wurden nie schriftlich verankert.
Das erste bedeutende Gesetz in diesem Bereich war das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG), das 1973 erlassen und 1974 in Kraft trat. 1996 folgte das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), dessen zentrales Thema die Gefährdungsbeurteilung ist. Die Berufsgenossenschaften (BG) und Unfallversicherungsträger konkretisieren damals noch unabhängig voneinander die Unfallverhütungsvorschriften. Dies änderte sich mit der DGUV-Vorschrift 2, die seit dem 1. Januar 2011 eine einheitliche Vorgabe zur Konkretisierung des ASiG bietet.
Erst im Jahr 2013 wurden auch psychische Gefährdungen in das Arbeitsschutzgesetz aufgenommen.


Entwicklung tödlicher Unfälle in den letzten Jahren

Die DGUV veröffentlicht jährlich einen Bericht, der unter anderem die meldepflichtigen Arbeits- und Wegeunfälle sowie die tödlichen Arbeits- und Wegeunfälle auflistet. Diese Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1993 zurück.
Da das Arbeitssicherheitsgesetz und das Arbeitsschutzgesetz Ende des 20. Jahrhunderts eingeführt wurden, ist zu vermuten, dass die Unfallrate seitdem sinken sollte. Genau diese Entwicklung zeigt sich auch in den Zahlen: Waren es 1993 noch 1.747.574 meldepflichtige Arbeitsunfälle, so sank die Zahl 2022 auf 787.412 – ein Rückgang von etwa 54,94 %. Bei den tödlichen Unfällen ist ein Rückgang von 1.543 im Jahr 1993 auf 423 im Jahr 2022 zu verzeichnen, was einer Reduktion von 72,59 % entspricht.
Bis 2008 nahmen die Unfallzahlen stark ab, danach pendelten sie sich auf einem niedrigen Niveau ein, wobei sie von wirtschaftlichen Schwankungen oder Krisen beeinflusst wurden.
Die Analyse der Unfallzahlen der letzten Jahrzehnte zeigt, dass die gesetzlichen Regelungen und Vorgaben im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz die Arbeit im Jahr 2022 um 50-70 % sicherer gemacht haben. Ein geringes Restrisiko bleibt immer bestehen, und Wegeunfälle lassen sich ebenfalls nie vollständig verhindern. Dennoch liegt es in unserer Verantwortung als Unternehmer *in, für die größtmögliche Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter *innen zu sorgen. Mit einem guten Arbeitssicherheits- und Gesundheitskonzept können wir dazu beitragen, dass möglichst viele Unfälle verhindert werden und die Arbeitskraft und Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen erhalten bleibt.
Es ist wichtig, Gesetze, Vorgaben und Regelungen nicht nur als lästige Pflicht zu betrachten, sondern sich bewusst zu machen, welche positiven Auswirkungen sie haben können. Wie schon oben herausgestellt kann die richtige Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit nicht nur die Fehlzeiten in einem Unternehmen senken, sondern auch ein Arbeitsumfeld bieten, in dem die Angestellten gerne und motiviert arbeiten. Diese positiven Auswirkungen sollte man sich immer vor Augen führen! Die hohe Anzahl von noch immer über 700.000 meldepflichtigen Unfällen am Arbeitsplatz pro Jahr zeigt, dass noch viel zu tun bleibt. Um diese Zahl weiter zu senken, ist es entscheidend, dass Arbeitssicherheit und -gesundheit einen hohen Stellenwert in Unternehmen einnehmen und wir gemeinsam an der Umsetzung wirksamer Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit arbeiten.

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