Ein erfolgreiches Business Meeting
Blog Aktuelle Beiträge
Ein Blick durch eine Glasscheibe in einen Meetingraum, in dem mehrere Personen an einem Tisch sitzen mit Papieren und Laptops und sich angeregt unterhalten.
14. November 2024

ASA-Sitzungen

Ein Blick hinter die Kulissen

Ein zentrales Organ im Bereich des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist der Arbeitsschutzausschuss (ASA). Über dieses Thema haben wir mit Jonas Badziong gesprochen, dem Leiter unserer Abteilung für Arbeitssicherheit. Er erklärt uns die Aufgaben des Arbeitsschutzausschusses und gewährt uns interessante Einblicke in ASA-Sitzungen.
 

Hallo Jonas! Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast. Wer bist Du und was machst Du?

„Hallo! Ich bin Jonas, leitender Sicherheitsingenieur im Werksarztzentrum Deutschland. Meine Hauptaufgabe besteht darin, dass ich unsere Beratungsleistungen und Services in der Arbeitssicherheit kontinuierlich weiterentwickle, unsere Fachkräfte für Arbeitssicherheit koordiniere, Themen für die ASA-Sitzungen entwickle und für unsere Kunden *innen in sämtlichen Fragestellungen des Arbeitsschutzes zur Verfügung stehe.“
 

Was ist eigentlich der ASA?

„ASA steht für ,Arbeitsschutzausschuss‘. Es handelt sich um ein Gremium, das aus verschiedenen Vertretern eines Unternehmens besteht, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz zentral zu organisieren und die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zu überwachen.“
Was sind ASA-Sitzungen und wieso gibt es diese?
„Die ASA-Sitzungen sind regelmäßige Treffen, in denen die Mitglieder des Arbeitsschutzausschusses zusammenkommen, um zentrale Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Unternehmen zu besprechen. Die rechtlichen Grundlagen finden sich im Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) §11, das Unternehmen mit mindestens 20 Mitareiter *innen dazu verpflichtet, solche Ausschüsse zu bilden. Ziel ist es, den Arbeitsschutz eines Unternehmens kontinuierlich zu verbessern, indem ein Netzwerk aus allen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz relevanten Personen die Unternehmer *innen darin berät.“

 

Wer nimmt an den Sitzungen teil?

„Es gibt einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindest-Teilnehmerkreis. Dies sind der Unternehmer *in oder ein Vertreter *in, der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin , die Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie der oder die Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens. Grundsätzlich sollten aber all jene Personen dem ASA angeschlossen werden, die aufgrund ihrer Funktion oder besonderer Kenntnisse im Arbeitsschutz aktiv an der Gestaltung des Gesundheitsschutzes mitwirken können. Übrigens sind auch ein Mitglied des Betriebsrats und (falls vorhanden) die Schwerbehindertenvertretung mit in den ASA zu integrieren. Das schreibt der Gesetzgeber so vor. Je nach Unternehmensstruktur sind neben diesen zentralen Akteuren zum Beispiel Sonderfunktionsträger *innen wie z. B. Brandschutzbeauftragte, Gefahrgut- oder -stoffbeauftragte, Störfallbeauftragte uvm. Teil des ASA.“

 

Wie oft finden die Sitzungen statt?

„Die ASA-Sitzungen finden mindestens einmal im Quartal statt, das ist im ASiG so geregelt.“
Du sagst, der ASA tagt mindestens viermal pro Jahr. Ist das aus deiner Sicht ausreichend?
„Das hängt immer von den betrieblichen Besonderheiten ab. In einem gewerblichen oder produzierenden Unternehmen, in dem umfangreiche Gefährdungen für Mitarbeiter *innen bestehen, kann es durchaus ratsam sein, dass sich Akteure des Arbeitsschutzes häufiger versammeln. In einem kaufmännischen Unternehmen dagegen genügen vier zentrale ASA-Sitzungen in der Regel.
Ebenfalls spielt eine Rolle, wie professionell und wirksam das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz bereits gelebt wird. Wächst ein Unternehmen, so wächst auch die Verantwortung im Gesundheitsschutz der Mitarbeiter *innen. Und wenn sich ein Unternehmen nach einer Wachstumsphase zum ersten Mal intensiv mit dem Thema des Arbeitsschutzes auseinandersetzt, ist es natürlich hilfreich, dies häufiger zu tun als die gesetzliche Minimalanforderung.“
 
 

Was sind typische Themen, die in einer ASA-Sitzung besprochen werden?

„Standardthemen des ASA sind z. B.
- die Beratung über Arbeitsschutzmaßnahmen, um Gesundheitsgefahren zu minimieren
- die Einführung neuer Arbeitsverfahren oder Arbeitsstoffe aus sicherheitstechnischen Aspekten
- das Erarbeiten von Arbeits- und Gesundheitsschutzprogrammen
- das Unfallaufkommen im Unternehmen
- die klare Koordination von Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Ebenfalls wichtig ist es, dass sich über technische und rechtliche Neuerungen ausgetauscht wird, um stets auf dem aktuellen Stand zu sein.“
 

Wie ist der Ablauf einer ASA-Sitzung, und wie bereitest du dich vor?

„Im Vorfeld stelle ich die nötigen Daten, also unsere Leistungen, die Unfallzahlen, die Berichte zu auffälligen oder schweren Unfällen, deren Unfallanalysen und Ergebnisse zusammen. Darüber hinaus stelle ich mit meinen Kollegen Informationen zu ausgewählten und interessanten Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zusammen.
Der Ablauf der ASA-Sitzung ist strukturiert:
- Zunächst werden die Ergebnisse der letzten Sitzung und neu aufgetretene Themen besprochen.
- Dann erfolgen die einzelnen Punkte der Agenda
- gefolgt von einer offenen Diskussionsrunde.
 
Es läuft in der Regel wie folgt ab:
Wie jede Sitzung beginnt auch die ASA-Sitzung mit der Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer *innen. Anschließend werden die Tagesordnungspunkte vorgestellt. Der erste Punkt ist meist ein Rückblick auf die vergangene Sitzung und die Verlesung des letzten Protokolls.
 
Typischerweise beginnt dann die Geschäftsführung mit ihrem Bericht, zum Beispiel:
die aktuelle Lage des Unternehmens, Einführung neuer Arbeitsverfahren, Änderung von Betriebsbereichen etc.
 
Danach folgt der Bericht der Fachkraft für Arbeitssicherheit:
Wir stellen aktuelle Entwicklungen und Maßnahmen im Arbeitsschutz, gesammelte Daten und Ergebnisse, Neuerungen in der Gesetzgebung und aktuelle Themen vor. Also alles das, was wir vorbereitet haben.
 
Daran schließt sich der Bericht der Arbeitsmedizin an:
Durchgeführte Vorsorgen und Untersuchungen, festgestellte Auffälligkeiten, Fälle von Berufskrankheiten, mutterschutzrechtliche Themen und saisonale Besonderheiten wie z. B. Grippeschutzimpfungen im Herbst/Winter.
Der Hauptteil besteht dann aus der Diskussion der Beiträge und der Beratung darüber. Die Tagesordnungspunkte werden diskutiert, Maßnahmen erörtert, konkrete Handlungen beschlossen und Verantwortlichkeiten festgelegt. Wer macht wann und was?
Zum Abschluss wird die nächste ASA-Sitzung terminiert.“
 
 

Was ist das Ergebnis so einer Sitzung und wie werden die Ergebnisse umgesetzt?

„Das Ergebnis einer ASA-Sitzung sind konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit sowie Protokolle, die die besprochenen Punkte und Verantwortlichkeiten festhalten. Das ist der große Vorteil einer ASA-Sitzung. Dadurch, dass sämtliche in den Arbeitsschutz involvierten Personen zusammenkommen, kann hier sehr effektiv gehandelt werden. Nachdem ein Thema oder eine Fragestellung von allen Akteuren beleuchtet wurde, können die nächsten Schritte direkt koordiniert und eingeleitet werden. Durch den festgeschriebenen Rhythmus der Sitzungen kann dann auch die Nachverfolgung der umgesetzten Maßnahmen direkt besprochen und ggf. nachgesteuert werden.“
 
 

Was passiert im Nachgang der Sitzung noch? Wie wird der Erfolg der beschlossenen Maßnahmen gemessen?

„Sofern im Rahmen der ASA klare To-dos festgelegt wurden, geht es üblicherweise in die direkte Umsetzung. Wenn zum Beispiel für neu entstandene Arbeitsplätze gewisse Schutzausrüstungen erforderlich sind, oder eine alte Maschine durch eine sichere neue Maschine ersetzt werden soll, so wird dies getan. Spätestens im Rahmen der nächsten Sitzung werden die Ergebnisse vorgestellt.“
 
 

Was würdest du Arbeitgeber *innen und Arbeitnehmer *innen für einen Tipp in Bezug auf die ASA-Sitzungen mitgeben?

„Nun ja, mein erster Tipp an Arbeitgeber *innen ist es, ASA-Sitzungen überhaupt erst einmal ins Leben zu rufen. Es gibt noch immer viele Unternehmer *innen, die Ihren Pflichten im Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht hinreichend nachkommen. Dies kann letztendlich haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Als Sicherheitsingenieur ist mir aber über die Erfüllung von rechtlichen Vorgaben hinaus, natürlich der aktive Gesundheitsschutz von Mitarbeiter *innen eine Herzensangelegenheit. Die Sitzungen sollten also nicht nur als Pflichterfüllung, sondern vielmehr als Chance genutzt werden, Arbeitsschutz aktiv zu betreiben. Mein Tipp an Arbeitgeber *innen wäre, die ASA-Sitzungen ernst zu nehmen und aktiv daran teilzunehmen. Eine offene Kommunikation und das Einbringen von Anliegen der Mitarbeiter *innen sind entscheidend, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.
Arbeitnehmer *innen ihrerseits können auf verschiedenen Wegen im ASA aktiv werden. Zum einen ist die Teilnahme der Sicherheitsbeauftragten vorgesehen. Dies sind Mitarbeiter *innen, die auf freiwilliger Basis als Art Vorbildfunktion agieren und Ansprechpartner für Themen der Arbeitssicherheit sein können. Sie achten zum Beispiel im betrieblichen Alltag auf das sicherheitsgerechte Verhalten von Kolleg *innen oder melden gefährliche Situationen bzw. Verbesserungsbedarf im Arbeitsschutz. Mitarbeiter *innen können sich natürlich auch an den Betriebsrat oder die Personalvertretung wenden. Außerdem können sie sich aktiv am Arbeitsschutz beteiligen, indem sie im Arbeitsalltag gefährliche Situationen oder Beinaheunfälle melden. Diese Meldungen fließen in die Inhalte der ASA-Sitzungen mit ein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Arbeitssicherheit eine gemeinsame Verantwortung ist. Durch aktives Engagement und offene Kommunikation können alle Beteiligten ein sicheres Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter *innen wohlfühlen.“
 
 

Vielen Dank, Jonas!

Wir danken Dir herzlich für Deine Zeit und die Einblicke in die ASA-Sitzungen. Wir nehmen mit, dass die Arbeit des Arbeitsschutzausschusses nicht nur wichtig für Unternehmer *innen ist, um Rechtssicherheit herzustellen, sondern auch ein effektives Instrument sein kann, um Arbeits- und Gesundheitsschutz professionell zu organisieren und so einen Mehrwert für Mitarbeiter *innen und Arbeitgeber *innen zu schaffen.

Zurück